Spielzeit Oper Leipzig 2023/24: „Bereit für das große Staunen?“
„Bereit für das große Staunen?“ fragt die Oper Leipzig in ihrem neuen Spielzeitheft für 2023/24 und legt damit die Messlatte hoch. Das Programm zeigt sich dem jedoch mit Musik aus vier Jahrhunderten, dem Fokus auf starke Frauen und dem ersten annähernd klimaneutral produzierten Stück der Leipziger Operngeschichte gewachsen.
Opernintendant Tobias Wolff macht einiges anders als sein Vorgänger Ulf Schirmer, der im Frühjahr 2024 als Gastdirigent mit der „Walküre“ zurück nach Leipzig kommt. Allein die Wahl des Ortes der Programmvorstellung zeigt: Die Oper will sich noch mehr öffnen, Einblicke geben. Nach den Werkstätten in Eutritzsch im vergangenen Jahr gab nun die linke Seitenbühne einen Einblick hinter die Kulissen und auf die neue Obermaschinerie des Hauses. Weit oben auf Wolffs Agenda steht das Inklusionsprojekt 360 Grad, das fortgesetzt wird, um Kinder, Jugendliche, Ältere und Behinderte einzubinden. So ist beispielweise der Einsatz von Klangwesten für Hörgeschädigte geplant, die die Vibration von Klängen verstärken.
Kulturschaffende werden gebraucht
Ein schönes Gefühl sei es, dass die Leipziger wieder sehr neugierig auf künstlerische Produktionen seien und die Kulturschaffenden „gebraucht werden“, sagt Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke zu Beginn der Vorstellung der kommenden Spielzeit, die zur starken Frau in Leipzigs Kulturbetrieb passend das weibliche Geschlecht in der Musik zum zentralen Thema macht.
Das Stück „Mary – Queen of Scots“ verbindet gleichsam zwei zentrale Themen der Zeit: Gleichberechtigung der Geschlechter und Klimaschutz. Denn es soll möglichst ohne zusätzlichen CO2-Ausstoß auf die Bühne kommen. Damit wolle man beweisen, dass qualitativ hochwertige Produktionen auch mit dieser vermeintlichen Einschränkung möglich sind, sagt Jennicke.
Tobias Wolff, der nun seine zweite Spielzeit verantwortet, erklärt das detaillierter: „Wir wollen so wenig neues Material wie möglich verwenden und Transporte optimieren. Und dazu gehört auch ein Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche.“
Musikalisch spielt die Oper in drei Akten in der ersten Liga. Komponistin Thea Musgrave wurde vor wenigen Jahren noch von Queen Elisabeth II. für ihr Wirken geehrt. Die deutsche Erstaufführung hat am 16. Dezember 2023 in Leipzig Premiere.
Musik aus vier Jahrhunderten
Auch darüber hinaus bietet das Programm viel Hochkarätiges. Chefdramaturgin Marlene Hahn verspricht Reisen in ferne Länder und die Vergangenheit mit Musik aus vier Jahrhunderten. Durch alle Sparten hinweg ziehen sich bedeutende Bühnenankündigungen: Von Schostakowitsch („Lady MacBeth von Mzensk“), Mozart („Die Zauberflöte“) und Strauss („Der Rosenkavalier“) in der Oper über „Paradise Lost“ von Ballettdirektor Mario Schröder und „Peter I. Tschaikowsky“ von dessen kongenialem Partner aus der laufenden Saison, Cayetano Soto, bis zu „Peter Pan“ und „Die Fledermaus“ an der Musikalischen Komödie (MuKo) gibt es viele Premieren zu entdecken. MuKo-Direktor Torsten Rose war zudem beim Aufzählen der vielen Wiederaufnahmen von Stücken kaum zu bremsen: Auf ein Wiedersehen mit „Dr. Schiwago“, der „Csárdásfürstin“ und der „Dollarprinzessin“ dürfen sich die Leipziger ebenso freuen wie auf „Don Giovanni“ oder „Rigoletto“ in der Oper.