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Rechtsextremer Drogenhandel in Colditz: Beamte durchsuchen Wohnhäuser und finden Crystal Meth, Cannabis-Plantage und Waffen – Familie N. in Untersuchungshaft.

Wer sind die Tatverdächtigen?

Der 66-jährige Ralf N. und seine Söhne Uwe und Andreas sind die Hauptverdächtigen in dem Fall. Die Familie war in Colditz bekannt und fuhr regelmäßig mit Luxusautos, darunter ein Lamborghini, durch die Stadt. Allerdings handelte es sich dabei nicht nur um Angeberei, sondern um eine Machtdemonstration. In Colditz bildete sich nach der Jahrtausendwende eine aggressive Neonazi-Szene, die gewaltsam gegen jeden vorging, der sich ihnen entgegenstellte. Ralf, Uwe und Andreas N. waren mittendrin und der Holzhandel der Familie wurde zu einem Treffpunkt.

Wann wird es einen Prozess geben?

Den N. Männern wird bewaffneter Drogenhandel vorgeworfen. Sie sollen Crystal Meth und Marihuana nach Deutschland geschmuggelt und verkauft haben. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat bereits Anklage erhoben, aber die genauen Prozesstermine stehen noch aus. Es ist unklar, ob der Prozess noch in diesem Jahr stattfinden wird.

Warum beschäftigt sich die Landespolitik mit dem Fall?

Experten und Innenpolitiker sind überzeugt, dass es in Colditz eine etablierte Struktur rechtsextremer Kriminalität gibt. Ähnliche Verbindungen wurden bereits an anderen Orten, wie Thüringen, entdeckt. Dort endete gerade der Prozess gegen die „Turonen“ mit hohen Haftstrafen. In Colditz stellt sich die Frage, warum die Familie N. nicht schon früher gestoppt wurde. Vor ihrer Verhaftung lagen bereits 424 Anzeigen gegen sie vor, darunter auch Verstöße wegen Fahrens ohne Führerschein und ein Fall schwerer Körperverletzung, für den es nur eine Bewährungsstrafe gab. Zusätzlich wird der Frage nachgegangen, wie erfolgreich Bedrohungen und Einschüchterungsversuche gegenüber der Polizei und der Stadtverwaltung waren. Diese Fragen wurden im Innenausschuss des sächsischen Landtags diskutiert.

Wie bewerten die Sicherheitsbehörden den Fall?

Das Innenministerium äußert sich zurückhaltend und möchte das Urteil des Gerichts abwarten. Die Anzahl der Anzeigen gegen die Familie N. und die damit verbundene Ermittlungsarbeit der Polizei werden jedoch betont. Innenminister Armin Schuster (CDU) weicht der Frage aus, welches Signal er an die Colditzer senden möchte, die sich jahrelang vom Staat im Stich gelassen gefühlt haben. Leipzigs Polizeipräsident René Demmler spricht dagegen offen über das „offensichtlich beschädigte Vertrauen der regionalen Bevölkerung in verantwortliche Institutionen“. Für ihn und die Beamten vor Ort ist es eine Priorität, dieses Vertrauen wiederherzustellen.

Wie ist jetzt die Lage in Colditz?

Nach der Verhaftung sind Ralf N. und seine Söhne aus dem Stadtbild verschwunden. Dennoch trauen sich viele Betroffene der Gewalt nicht offen über ihre Erfahrungen zu sprechen, da die Unterstützer der Familie N. noch immer in der Stadt leben. Bürgermeister Robert Zillmann verweist zwar auf positive Entwicklungen in der Stadt, insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung, jedoch gab es am 18. Mai einen brutalen Angriff auf Engagierte und Betreuer, der an die Vergangenheit erinnert.

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