Meyer’sche Häuser: Ein sozialer Wohntraum für Leipzigs Familien!
Meyer’sche Häuser: Ein sozialer Wohntraum für Leipzigs Familien!
Kleinzschocher, Deutschland - Der soziale Wohnungsbau nimmt in Deutschland eine zentrale Rolle ein, insbesondere in Großstädten wie Leipzig, wo Initiativen in der Vergangenheit viel bewirken konnten. Heute sind diese Anstrengungen zwar oft in Vergessenheit geraten, dennoch bleibt die Geschichte der „Meyer´schen Häuser“ ein Beispiel für erfolgreichen sozialen Wohnungsbau. Wie meine-kirchenzeitung.de berichtet, begann der soziale Wohnungsbau in Leipzig durch Hermann Julius Meyer, einen visionären Verleger aus Gotha, der mit seiner Initiative nicht nur die Lebensbedingungen einkommensschwacher Familien verbessern wollte, sondern auch ein Modell für sozialpolitisches Handeln präsentierte.
Die Anfänge dieser Bewegung liegen im 19. Jahrhundert, als die Wohnverhältnisse für die ärmsten Bevölkerungsschichten in Städten wie Berlin katastrophal waren. 1852 wurde bereits die Alexandra-Stiftung in Berlin gegründet, die versuchte, diesen Missständen zu begegnen. In Leipzig gründete Meyer 1888 den „Verein zur Erbauung billiger Wohnungen“. Diese Maßnahme war ein Wendepunkt im Mietwohnungsbau, da die Mieten in seinen Häusern nur etwa 15% des Haushaltseinkommens betrugen und sich nach dem Einkommen der Mieter richteten, nicht nach der Wohnungsgröße.
Eine erfolgreiche Stiftung
Die Umwandlung des Vereins in die „Stiftung zur Erbauung billiger Wohnungen“ im Jahr 1900 war ein weiterer Meilenstein. Bis 1914 erbaute die Stiftung unter dem Architekten Max Pommer insgesamt vier Wohnkolonien in Leipzig, die rund 2700 Wohnungen umfassten. Diese Gebäude wurden in homogenen Einheiten mit einheitlicher Fassadengestaltung entworfen und waren als Mehrfamilienhäuser konzipiert, die eine durchschnittliche Grundfläche von 40 m² aufwiesen – damit waren sie besser ausgestattet als übliche Mietskasernen, wie landschaften-in-deutschland.de erläutert.
Ein besonders herausragendes Beispiel ist „Meyersdorf“ in Kleinzschocher, der größte Wohnkomplex, dessen Bau 1907 begann. Die Stiftungen legten großen Wert darauf, Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Bade- und Waschhäuser sowie Leihbibliotheken samt Verwaltung in ihre Anlagen einzubeziehen. Freiraumgestaltungen mit Kleingärten, Spielplätzen und parkähnlichen Gartenhofbereichen rundeten das Gesamtkonzept ab.
Fortbestehen und Erbe
Hermann Julius Meyer starb am 12. März 1909 und wurde auf dem Südfriedhof in Leipzig beigesetzt, aber sein Erbe lebt weiter. Er hatte seiner Stiftung bis zu seinem Lebensende Kapital in Höhe von sieben Millionen Mark zur Verfügung gestellt, das die Stiftung weiterhin für den Bau und die Erhaltung von sozialem Wohnraum nutzt. Bis heute hat die Stiftung nicht nur historische Bedeutung, sie fördert immer noch aktiv den Bau preisgünstigen Wohnraums.
Die Mieter der Meyer´schen Häuser waren hauptsächlich Angestellte, Handwerker und Fabrikarbeiter mit mehreren Kindern. Diese Reformen im Wohnungsbau zur Förderung sozialer Gerechtigkeit sind ein bleibendes Zeugnis von Meyers Vision: „Wohltat, nicht Wohltätigkeit!“ wie er es formulierte. Die Gründung der Margarethe-Krupp-Stiftung 1906 in Essen war eine direkte Inspiration durch Meyers Arbeit, was die weitreichenden Auswirkungen seiner Initiative unterstreicht.
Die Geschichte der Meyer´schen Häuser ist ein stilvolles Beispiel für die Möglichkeiten des sozialen Wohnungsbaus, das auch heute noch Aussagen über die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit bezahlbarem Wohnraum in Deutschland liefert.
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Ort | Kleinzschocher, Deutschland |
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