Eine Ergänzung zu Bus und Bahn in Schkeuditz
Schkeuditz. Mittlerweile gehören die Mieträder der Firma Nextbike by Tier in Schkeuditz fast schon mit dazu. „Die Fahrräder stellen einen Mehrwert dar“, meint Oberbürgermeister Rayk Bergner (CDU). „Sie erleichtern den Menschen in Schkeuditz ihre Wege durch die gesamte Stadt.“
Achtzig Fahrräder und fünf Lastenfahrräder stellt die Firma, laut Stand im Oktober, derzeit zur Verfügung. „Ziel ist es, mit dem Angebot die Wege zwischen den Haltestellen des ÖPNV zu verkürzen“, sagt Christian Hoyas, Sachgebietsleiter ÖPNV des Landkreises Nordsachsen. Das im April 2023 ins Leben gerufene Fahrradverleihsystem richte sich insbesondere an Berufspendler, denen das klimaneutrale Mobilitätsangebot als Alternative zum Auto dienen soll.
Die größten Anlaufstellen seien die S-Bahnhöfe Schkeuditz und Schkeuditz-West, die Haltestellen der Straßenbahn- und Buslinien im Zentrum sowie lokale Supermärkte. Anfangs bis zu 80-mal am Tag ausgeliehen, habe sich die Zahl nun auf etwa 35-mal täglich eingependelt.
90 Prozent der Fahrten dauern nicht länger als 15 Minuten, zeigen die Daten laut Hoyas. Unter der Woche koste der Tarif für ein normales Fahrrad je Viertelstunde 1 Euro – für ein Lastenfahrrad seien es ein 1,50 Euro. Noch bis Dezember könnten Bürgerinnen und Bürger in Schkeuditz im Rahmen einer Befragung teilnehmen und ihre Meinung zu dem Verleihsystem äußern sowie Verbesserungsvorschläge einreichen.
Bike-Sharing stellt Weichen für künftige Lieferroboter
Oberbürgermeister Rayk Bergner begrüßt das Mietsystem in seiner Stadt: „Der Fahrradverleih motiviert zum Radfahren“, sagt er. Auch von Seiten des Landkreises ist die Resonanz positiv: „Wir suchen nach Möglichkeiten, das Mietsystem weiterzubetreiben“, bestätigt Christian Hoyas. Alleine könne es die Stadt nicht finanzieren: Im Juli habe der Fahrradverleih gerade mal 10 bis 15 Prozent der anfallenden Kosten gedeckt. Zum damaligen Zeitpunkt war die Zahl der Ausleihen jedoch noch bedeutend höher.
Das Fahrradverleihsystem ist Teil des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Projekts „Ready for Smart City Robots“ (R4R). Anders als bei gewöhnlichen Fahrradverleihsystemen, ist jedes der Mieträder in Schkeuditz mit einem Sensor ausgestattet. Dieser erhebt Daten zur Beschaffenheit von Rad- und Gehwegen.
Mit den gesammelten Informationen prüfen Wissenschaftler der TU Bergakademie Freiburg sowie der Hochschule Merseburg anschließend, ob die Voraussetzungen für den künftigen Einsatz von Lieferrobotern und autonomen Lastenfahrrädern gegeben sind. Später könnten diese dann verschiedene Transportaufgaben übernehmen. Für den Anfang sei das Pilotprojekt auf zwei Jahre befristet. Im Frühjahr 2024 werde es aber zunächst auf Taucha ausgeweitet.
Nach Ablauf der Projektphase möchte die Stadt Schkeuditz zwar an den Mieträdern festhalten, ganz ohne Auto gehe es auf den Dörfern laut Oberbürgermeister Bergner trotzdem nicht: „Das Auto als Verkehrsmittel für den Arbeitsweg ist eine sehr städtische Perspektive“, meint er. Fürs Erste wünsche er sich mit den Mieträdern bald auch bis nach Leipzig fahren zu können.
LVZ