Dass der Ton die Musik macht: Die Tonsteinfabrik in Liebertwolkwitz
Leipzig – Im Leipziger Ortsteil Liebertwolkwitz ist seit 1886 bekannt, dass der Ton die Musik macht. An der Naunhofer Straße befand sich damals die erste Tonsteinfabrik, die den Grundstein für die Ziegel- und Tonindustrie legte. Ein Denkmal für diese industrielle Vergangenheit wurde kürzlich am Ortseingang von Liebertwolkwitz enthüllt. Dort steht nun eine historische Tonlore, als Erinnerung an die regionale Ziegelindustrie aus dem 19. Jahrhundert.
Die Stadt Leipzig hat das Areal um die ehemalige Industriestätte dekontaminiert und wieder aufforsten lassen, um einen Ausgleich zur Gewerbegebiet Seehausen II zu schaffen. Bei der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel bedankte sich Anke Krutzsch vom Amt für Stadtgrün und Gewässer bei Ortsvorsteher Roland Geistert für seine Hilfe bei der Beschaffung der Tonlore.
Ein Blick hinter die Kulissen des Tonwerks
Das Tonwerk in Liebertwolkwitz spielte und spielt noch heute eine bedeutende Rolle in der Tonindustrie. Geschäftsführer Peter Gonschorek lud kürzlich Besucher ein, die Tongrube und die Ziegeleitechnik zu besichtigen. Sie konnten vor Ort Tonklumpen kneten und formen. Der Ton aus Liebertwolkwitz wird europaweit als Rohstoff verwendet, insbesondere in der Keramikindustrie und im Bauwesen. Neben Bodenfliesen für den Eigenheimbau findet der helle Ton auch in der Hochleistungskeramik Verwendung.
Im Tonwerk fallen natürlich auch Abfallprodukte an. Hier kommt Andreas Naumann vom Verein für ökologisches Bauen ins Spiel. Er erklärte im Gespräch mit TAG24, dass aus Tonabfall Lehmplatten hergestellt werden. Ein geplantes Projekt im Tonwerk ist der Bau einer Ökostation aus diesen Lehmplatten, um den Produktionskreislauf nachhaltig zu schließen.
Weitere Veranstaltungen rund um Ton und Ziegel
Passend zum Thema findet derzeit eine Ausstellung zur regionalen Geschichte der Ton- und Ziegelindustrie im benachbarten Holzhausen statt. Diese kann sonntags von 14 bis 17 Uhr im Berggut am Zuckelhausener Ring 17 besucht werden.
Wer den Ton selbst einmal „auf die Spur“ kommen möchte, hat am Dienstag, dem 3. Oktober, die Gelegenheit dazu. Der Heimatverein lädt zu einem „Gaudi-Spaziergang“ ein, bei dem örtliche Klinkerbauten per Wettbewerb aufgespürt werden sollen. Treffpunkt ist um 11 Uhr auf dem Liebertwolkwitzer Marktplatz.
Die Ton- und Ziegelindustrie hat also eine lange Tradition in Liebertwolkwitz, die bis heute lebendig ist. Mit dem Tonwerk und den verschiedenen Veranstaltungen wird die Bedeutung dieser Industrie für die Region deutlich gemacht.