Verein Kinder von Tschernobyl löst sich auf: Ein trauriges Ende für Hoffnung

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Der Verein „Kinder von Tschernobyl“ in Seehausen löst sich aufgrund des Ukraine-Kriegs auf; sein Vermögen wird der Jugendwerkstatt übergeben.

Der Verein „Kinder von Tschernobyl“ in Seehausen löst sich aufgrund des Ukraine-Kriegs auf; sein Vermögen wird der Jugendwerkstatt übergeben.
Der Verein „Kinder von Tschernobyl“ in Seehausen löst sich aufgrund des Ukraine-Kriegs auf; sein Vermögen wird der Jugendwerkstatt übergeben.

Verein Kinder von Tschernobyl löst sich auf: Ein trauriges Ende für Hoffnung

Der Verein „Kinder von Tschernobyl“, der lange Jahre aktiv humanitäre Hilfe für von der Atomkatastrophe betroffene Kinder leistete, wird sich demnächst auflösen. Grund dafür sind die veränderten politischen Rahmenbedingungen, insbesondere der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie die komplizierten Verhältnisse in Weißrussland. Dies berichtet AZ-Online.

Der Verein hatte seinen Sitz im Seehäuser Ortsteil Beuster. Während einer Feierstunde in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck wurden die Verdienste des Vereins gewürdigt. Anwesend waren die Vorsitzende Veronika Benecke und Kassenwartin Margrit Rieger. Benecke erinnerte an den verheerenden Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986, der als einer der schlimmsten Atomunfälle in die Geschichte eingegangen ist. Weißrussland ist dabei besonders stark betroffen worden.

Hilfe für Kinder aus strahlengeschädigten Gebieten

Der Verein begann mit Hilfslieferungen nach Narowlja und transportierte insgesamt 240 Tonnen Hilfsgüter in diese Region. Ein wichtiger Aspekt der Vereinsarbeit war die Betreuung von Kindern aus strahlengeschädigten Gebieten während eines vierwöchigen Sommeraufenthaltes in der Altmark und Prignitz. Im Laufe der Jahre konnten insgesamt 594 Kinder diese Ferienaufenthalte in Deutschland nutzen, was oft eine Stabilisierung ihres Gesundheitszustands zur Folge hatte.

Die Kinder wurden in Gastfamilien untergebracht, wobei anfangs etwa 30 Kinder pro Jahr aufgenommen wurden. Diese Zahl reduzierte sich später aufgrund finanzieller Engpässe. Die Kinder nahmen regelmäßig an Aktivitäten wie Baden im Arendsee, Ausflügen zum Sozialtherapeutischen Zentrum Gut Priemern und Besuchen der DRK-Kleiderkammer in Seehausen teil.

Finanzielle Unterstützung und zukünftige Verwendung

Das Vereinsvermögen beträgt rund 22.000 Euro und wird an die Jugendwerkstatt in Hindenburg, die zum Diakoniewerk Osterburg gehört, übertragen. Ein genauer Verwendungszweck dieser Mittel steht jedoch noch aus. Alle zwei Jahre besuchten Mitglieder des Hilfswerks Narowlja, um sich über weitere Hilfsmöglichkeiten zu informieren.

Der Verein hat somit über die Jahre nicht nur humanitäre Hilfe geleistet, sondern auch eine direkte Verbindung zu den betroffenen Regionen in Weißrussland geschaffen. In einer Region wie Buda-Koschelevo, die 200 Kilometer von Tschernobyl entfernt liegt und von gesundheitlichen Problemen gezeichnet ist, stellt dies eine wertvolle Unterstützung dar. Hier berichten ehemaligen Ärzte von den erheblichen gesundheitlichen Problemen, die Kinder nach der Katastrophe erleiden mussten. Ungefähr 20% der Paare in dieser Region sind kinderlos, was die weitreichenden Folgen der Katastrophe verdeutlicht.

Die Auflösung des Vereins mag das Ende eines Kapitels markieren, jedoch bleibt die Notwendigkeit, den betroffenen Kindern und deren Familien zu helfen, weiterhin bestehen – in Erinnerung an die furchtbaren Ereignisse von damals und die anhaltenden Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophe. Dass über 3.000 Kinder aus Buda-Koschelevo im Rahmen ähnlicher Hilfsaktionen nach Deutschland geschickt wurden, verdeutlicht den auch heute noch bestehenden Bedarf an Unterstützung, wie Deutschlandfunk berichtet.