
Klimastreik eines Gymnasiums in Leipzig sorgt für Aufregung
Eine zehnte Klasse eines Leipziger Gymnasiums hat im Rahmen eines Projekttags zum Thema Nachhaltigkeit an einer „Klimastreik“-Demo teilgenommen. Diese Teilnahme hat nun politische Kreise gezogen und für Diskussionen gesorgt. Das Sächsische Kultusministerium teilte in einem Tweet mit, dass die Schule damit eine Grenze überschritten habe. Demobesuche dürfen demnach nicht Teil des Unterrichts sein und der Vorfall wird gemeinsam mit der Schule ausgewertet.
Der Fall wurde durch einen manipulativ geschwärzten Elternbrief an die Öffentlichkeit gebracht. In dem Brief wurde nicht erwähnt, dass die Schule alternative Lösungen angeboten hatte. Bei einem Elternabend wurde den Jugendlichen, die nicht am Demonstrationszug teilnehmen wollten, angeboten, an einem anderen Projekt teilzunehmen oder sich in einer anderen Klasse unterrichten zu lassen. Nach Angaben der Schule hat jedoch niemand von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Die Schule war anscheinend der Meinung, dass das Thema seine Brisanz verloren habe, bis der Elternbrief im Netz auftauchte.
Angesichts der Aufregung haben sich das Ministerium für Kultus und das Landesamt für Schule und Bildung bei der Schule informiert. Das Ministerium stellte daraufhin klar, dass eine verpflichtende Teilnahme an einer Demonstration dem Überwältigungsverbot des Beutelsbacher Konsens widerspricht. Der Beutelsbacher Konsens ist die Richtlinie für politische Bildung und das Überwältigungsverbot soll sicherstellen, dass keine Indoktrination stattfindet. Die Schule hat nach Ansicht des Ministeriums gegen diese Richtlinie verstoßen, unabhängig davon, ob eine Teilnahmepflicht bestand oder nicht.
Auch der Philologenverband sieht die Teilnahme an einer Demonstration nicht als Teil des Unterrichts an. Das Überwältigungsverbot des Beutelsbacher Konsens besagt, dass Lehrkräfte Schüler nicht zu einer bestimmten Meinung drängen dürfen, selbst wenn das Anliegen, wie der Kampf gegen die Klimakrise, wichtig ist.
Es war offenbar nicht erkannt worden, dass die Schüler durch die Teilnahme an der Demonstration einer möglichen Indoktrination ausgesetzt sein könnten. Den Schülern wurde jedoch in einer Power-Point-Präsentation zur Vorbereitung mitgeteilt, dass sie eine kritische Distanz wahren sollten. Falls sie sich unwohl gefühlt hätten, sollten sie sich bei den betreuenden Lehrkräften melden, um eine Lösung zu finden. Nach dem Ende der Kundgebung war eine Besprechung geplant, um den Verlauf zu reflektieren.
In Berlin hatten bereits 2019 Grundschüler im Rahmen einer Projektwoche eine „Fridays for Future“-Demonstration besucht. Die Exkursion wurde als Teil der Demokratiebildung angesehen und mit den Schülern gemeinsam vor- und nachbereitet. Die Berliner Regierungsparteien hatten sogar alle Schulen aufgerufen, den Globalen Klimastreiktag zum Projekttag für die Einhaltung des Pariser Abkommens zu machen.
Der Fall in Leipzig hat gezeigt, dass die Thematik politisch sehr umstritten ist und unterschiedliche Standpunkte bestehen. Die Frage, ob Demonstrationen Teil des Unterrichts sein dürfen, bleibt weiterhin kontrovers diskutiert.