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Kein Trauermarsch, keine Müllsäcke: Corona stoppt den Protest der Union-Fans gegen RB Leipzig

Leipzig. Wenn RB Leipzig auf den 1. FC Union Berlin trifft, geht es auch um Fußballkultur. Für die Fans aus der Hauptstadt ist RB praktisch Null. Im Gegensatz zur Union gibt es unter den Leipziger keine Werte, Tradition und Mitbestimmung, heißt es in Köpenick. Besonders für die aktive Fanszene sind die Aufsteiger aus Leipzig so etwas wie der neue Hauptfeind, nachdem ehemalige Erzrivalen wie BFC Dynamo oder Tennis Borussia Union nicht mehr direkt begegnen, weil sie in Vergessenheit geraten sind.

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Normalerweise protestieren die Anhänger der Union daher immer, wenn es um RB geht. Aber am Mittwochabend wird das aufgrund der Koronapandemie fast unmöglich sein. Bis Dienstagmittag gab es diesbezüglich keine offiziellen Aussagen der Fanszene. Die Ultras in der ersten Reihe sind seit dem Neustart von Corona im Mai nur einmal bei Geisterspielen der Union aufgetreten. Vor dem 34. Spieltag der letzten Saison gegen Fortuna Düsseldorf (3: 0) erhielten sie den Mannschaftsbus in der Nähe des Stadions An der Alten Försterei mit Pyrotechnik. Die aktive Fanszene lehnt Geister-Spiele ab. Sie weiß aber auch, dass ohne diese das Überleben des Vereins in Gefahr ist.

KLICK DURCH: So ging es bisher zwischen RB und Union

21.09.2014: RB und der Köpenicker treffen sich zum ersten Mal. Das Spiel wird in der Alter Försterei gespielt. Die Union-Fans in schwarzen Müllsäcken protestieren gegen das RB Leipzig-Konstrukt. ©

Die führenden Gruppen gehören auch nicht zu den wenigen Fans, die bei Heimspielen im angrenzenden Wald für Stimmung sorgen oder wie vor, während oder nach den Begegnungen ein Feuerwerk auslösen. Selbst in den drei Spielen zu Beginn dieser Saison mit 5000 Teilnehmern schienen die Ultras nicht erkennbar zu sein. Es gab keine organisierte Unterstützung und keine Fahnen von Fanclubs. Dies sollte nur wieder vorkommen, wenn keine Corona-bezogenen Publikumsbeschränkungen mehr bestehen.

Ein großes Banner mit wechselnden Nachrichten hängt immer direkt auf der Rückseite, wenn Sie zu Hause spielen. Die Fans äußern damit Kritik an Verbänden oder aus ihrer Sicht negative Entwicklungen im Fußball. „Verbände leben von Partizipation und Demokratie! Investoren verstehen das nie! Lesen Sie das Banner beim letzten Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (1: 0). Das geht sicherlich auch in Richtung Leipzig.

Das Missfallen gegen RB, das auch von der Clubleitung toleriert wird, hat bei Union eine lange Tradition. Er bestand bereits in der regionalen Ligasaison 2012/13 in Zweikämpfen zwischen der zweiten Union-Mannschaft und RB. Inzwischen sind die Eiserne den Leipzigern in die 1. Bundesliga gefolgt.

In der Regel gab es zu Beginn des Spiels 15-minütige Boykotte der Stimmung bei den Union-Fans in den Duellen der zweiten Liga 2014/15 und 2015/16 sowie in den Vergleichen der ersten Liga 2019/20. Der Auftritt der Berliner Anhänger beim ersten Treffen 2014 ist unvergesslich. Aus Protest gegen das „Konstrukt“ der Messestadt trug der örtliche Fanblock der Alten Försterei geschlossene schwarze Müllsäcke. Bei den Begegnungen in Leipzig betraten die Fans die Blöcke immer zu spät.

Beim letzten Spiel in Leipzig (3: 1 für RB) vor fast genau einem Jahr am 18. Januar 2020 trugen mehrere hundert Union-Fans den Leipziger Fußball symbolisch auf einem „Trauermarsch“ vom Leipziger Hauptbahnhof zur Weltmeisterschaft 2006 zu Grabe Stadion. „In Leipzig stirbt der Fußball“, heißt es auf dem Banner, das von Sarg und Kreuzen getragen wird.

KLICK DURCH: Bilder vom „Trauermarsch“ der Union-Fans

Der Union-Fanclub „Wuhlesyndikat“ forderte die Anhänger der Eiserne zu einem „Trauermarsch“ vor Beginn der Gastaufführung bei RB Leipzig auf. © Dirk Knofe

Vielleicht wird es auch 2021 irgendeine Form von Protest geben. Gewerkschaftsfans sind kreativ und das Spiel findet genau am Tag des 55. Clubgeburtstags statt. Wenn Corona irgendwann vorbei ist, wird die Form der Demonstration sicherlich wieder gewalttätiger sein. „Wir werden es nächstes Jahr tun und wir werden es in 10 Jahren tun, wenn es nötig ist!“ Sagte die Ultra-Gruppe Wuhlesyndikat vor zwölf Monaten vor dem letzten Duell in Leipzig.

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