Leipzig Aktuell

Ist die Antrags-Bürokratie die Hürde für die Energiewende in Leipzig?

Lähmt die Antrags-Bürokratie eine Umstellung in Leipzig?

In ihrer Anfrage an die Stadt Leipzig möchte die Grünen-Fraktion wissen, ob und wie Leipzig auf den zukünftigen, deutlich höheren Stromverbrauch vorbereitet ist. Die Strom-, Wärme- und Verkehrswende sowie die Sektorenkopplung stellen die Netzbetreiber vor technische und organisatorische Herausforderungen. Die Grünen haben festgestellt, dass die Bearbeitung von Anträgen zur Genehmigung von PV-Anlagen oder dem erforderlichen Tausch auf Zweirichtungszähler bei Netz Leipzig relativ lange dauert. Dies verzögert die Inbetriebnahme fertiger Anlagen und bremst somit die Energiewende aus.

Leipzigs Stromnetz muss ab 2024 massiv ausgebaut werden

Laut der Stadtverwaltung verfügt das Leipziger Stromnetz derzeit noch über Puffer, die für den weiteren Ausbau von Elektroladesäulen und Wärmepumpen genutzt werden können. Allerdings ist das Netz nicht für eine vollständige Umstellung von Gasversorgung auf Wärmepumpen ausgelegt. Es werden daher in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen erforderlich sein, um das Netz entsprechend auszubauen. Die Stadtwerke Leipzig sind gemeinsam mit der Netz Leipzig GmbH und der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH auf der Suche nach Standorten für neue Umspannwerke. Bis Ende 2023 soll zudem ein erster kommunaler Wärmeplan erstellt werden, der das Heizen mit Strom, insbesondere über Wärmepumpen, berücksichtigt.

Antragstellung für Fotovoltaik hat sich vervielfacht

Die gestiegenen Anfragen zur Errichtung von Fotovoltaikanlagen führen dazu, dass die Bearbeitungszeit bei vielen deutschen Netzbetreibern, einschließlich Netz Leipzig, deutlich über den gesetzlichen Vorgaben liegt. Die Stadtverwaltung erklärt, dass nach Einreichung aller erforderlichen Unterlagen zur netztechnischen Stellungnahme im Rahmen der Anmeldung, der Netzbetreiber gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) acht Wochen für die Prüfung und Antwort Zeit habe. Die reine Bearbeitungszeit lag in den letzten 12 Monaten einzelfallabhängig zwischen 10 und 30 Wochen (inklusive Zählerwechsel). Es wird betont, dass dieser Zeitraum abhängig von der Bearbeitungs- und Errichtungszeit des Anlagenbetreibers bzw. Anlagenerrichters abweichen kann.

Aufgrund des kontinuierlichen, starken Anstiegs von Anmeldungen von Erzeugungsanlagen hat sich die Rückmeldung seit November 2022 bei der Mehrzahl der Anträge deutlich verzögert. Die Netz Leipzig will jedoch bereits Gegenmaßnahmen zur Beschleunigung der Antragsbearbeitung einleiten.

Warteschlange für PV-Anlagen

Im Jahr 2022 wurden 734 PV-Anlagen (größer 600 W) angemeldet, was einer Verdreifachung gegenüber den Vorjahren entspricht. Für das Jahr 2023 geht die Netz Leipzig von etwa 1.500 Anträgen für PV-Anlagen (größer 600 W) aus. Die Anmeldung von steckerfertigen Balkon-PV-Anlagen (bis 600 W) hat sich im Jahr 2022 verzehnfacht. Für das Jahr 2023 plant die Netz Leipzig aufgrund bereits vorliegender Anträge und der geplanten kommunalen Förderung mit etwa 2.000 steckerfertigen Balkon-PV-Anlagen (bis 600 W).

Für die kommenden Jahre erwarten die Stadtwerke Leipzig einen noch stärkeren Anstieg der Anträge. Allein bei Balkon-Kraftwerken bis 600 W rechnet die Netz Leipzig bis 2023/2024 mit bis zu 5.000 zusätzlichen Anlagen im Leipziger Stadtgebiet. Das würde einem Anstieg von 750 % im Vergleich zum aktuellen Bestand entsprechen.

Smarte Lösungen und Digitalisierung sollen Antragsprozess beschleunigen

Die Netz Leipzig strebt an, bis Ende 2023 ein digitales Antragsportal für Erzeugungsanlagen einzurichten. Dadurch sollen die Bearbeitungsdauer und die Anzahl der Anträge verringert werden. Die Stadtwerke Leipzig setzen sich mit ihrer Tochtergesellschaft Netz Leipzig, dem Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig und der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH aktiv für den Ausbau des Stromnetzes ein.

Die Energiewende und die damit verbundenen Veränderungen stellen Leipzig vor große Herausforderungen. Sowohl der Ausbau des Stromnetzes als auch die beschleunigte Bearbeitung von Anträgen sind notwendig, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen.

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