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„Heimat 1890“: Erste Ausstellung im Deutschen Fotomuseum Markkleeberg nach erfolgreicher Umbaumaßnahme

Erstes Highlight nach dem Umbau: Sonderausstellung im Deutschen Fotomuseum

Markkleeberg. Wer die Hintergründe nicht kennt, könnte aus den Worten durchaus Bedauern oder gar eine Art Entschuldigung entnehmen. „Abgesehen von der Corona-Zeit war unsere Einrichtung zum ersten Mal in ihrer zehnjährigen Geschichte für 14 Tage geschlossen“, sagt Andreas J. Mueller, Chef des Deutschen Fotomuseums im Markkleeberger Agra-Park. Dass er trotzdem zufrieden lächelt, liegt am Grund für dieses Novum: Die am Sonntag, dem 22. Oktober, beginnende Ausstellung „Heimat 1890“ ist die erste Fotoschau, die nach dem Umbau der Beleuchtungsanlage vom neuen Lichtprofil im Museum profitiert.

91 Lichtpunkte in LED-Technik

Insgesamt 91 Lichtpunkte seien auf LED-Technik umgerüstet worden, bestätigt die Stadt Markkleeberg, Eigentümerin des Hauses. Neben Energiespareffekten habe man beim Einsatz der neuen Technik zudem auf die optische Wirkung gesetzt. „Es kam ein spezielles Galerie-Licht zum Einsatz, das einerseits heller wirkt, auf der anderen Seite aber zugleich homogener“, so ein Sprecher des Rathauses.

Letzte Zeugnisse vor Einzug der Industrialisierung

Dass die Gesichter von Kuratorin Kerstin Langner und Museumschef Mueller jetzt mit den neuen Leuchten um die Wette strahlen, liegt allerdings nicht nur am erfolgreichen Abschluss der Umbaumaßnahmen. Denn für die Wiedereröffnung des Deutschen Fotomuseums haben die beiden Aktivposten des Trägervereins einige fotografische Leckerbissen aus dem Dunkel ihres Archivs ans Licht geholt.
Unter dem Titel „Heimat 1890“ werden ab Sonntag 100 historische Aufnahmen gezeigt, die in der Zeit zwischen 1888 und 1890 entstanden sind. „Es handelt sich um Fotografien, die das Leben und den Alltag im mitteldeutschen Raum dokumentieren“, macht Kerstin Langner neugierig. Vorwiegend in Kleinstädten und Dörfern zwischen Magdeburg und Nürnberg sowie Fulda und Leipzig entstanden, seien die Fotografien letzte Zeugnisse der Lebensverhältnisse abseits der großen Metropolen, bevor die Industrialisierung auch auf dem Lande Einzug hielt, betont sie.

Verlorene Leipziger Ansichten

Die fotografische Reise ins ausgehende 19. Jahrhundert hat in vielerlei Hinsicht ihren Reiz. So provoziert sie zum Teil auch mit zeitgenössischen Kontrasten, deren gesellschaftskritische Aspekte, freilich in neuem Gewand, bis in unsere Zeit überlebt haben. Da ist zum Beispiel die in Lumpen gehüllte Holzsammlerin, die schwer beladen aus dem Wald tritt und dort mit gut gekleideten Spaziergängern aus den Reihen des wohlhabenden Bürgertums konfrontiert wird. Die Last der Arbeit auf der einen wird zur Kulisse für die Regeneration des Müßiggangs auf der anderen Seite.
Ein Bereich der Ausstellung dürfte vor allem beim Leipziger Publikum auf besonderes Interesse stoßen. Die neben dem Originalformat auch in einer Vergrößerung ausgestellten Fotografien von Julius Berndt stammen ebenfalls aus der Zeit um 1890 und zeigen Motive aus der Messestadt, die man so nicht mehr kennt oder die gar nicht mehr existieren. „Der Leipziger Markt und die Universitätsbibliothek sind die einzigen Kulissen, die heute noch zumindest so ähnlich aussehen“, schildert Museumsleiter Mueller. Dann zeigt er auf zwei andere Aufnahmen und erklärt: „Das Concerthaus, auch als zweites Gewandhaus bekannt, gibt es heute nicht mehr, und auch das Foto vom Neuen Theater am Augustusplatz ist ein historisches Zeitdokument. An dessen Stelle befindet sich jetzt die Leipziger Oper.“
Die Ausstellung „Heimat 1890“ wird am Sonntag, 22. Oktober 2023, eröffnet und noch bis zum 31. März 2024 gezeigt. Das Deutsche Fotomuseum ist außer montags täglich von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 10 Euro, Kinder, Schüler und Studenten 5 Euro Eintritt.
LVZ

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