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Genug Trail für den Boom

Graswang. Es lohnt sich, nett zu fragen, ob Sie zum dritten Mal durch ein kleines Dorf fahren und noch keinen Parkplatz gefunden haben. Wo sonst können Sie hier im Tal so nah wie möglich an der Langlaufloipe parken? Die Vermieterin lächelt mild. „Sie können vor unserer Garage parken“, sagt sie. Und erklärt geduldig, in welche Richtung die Graswangrunde am besten läuft.

Es ist der erste sonnige Tag nach einem langen Schneefall, und auf jedem Ast stapelt sich eine weiße Kappe. Mehr Winterwunderland ist kaum möglich. Natürlich rollen dort die Wohnwagen von Wintersportlern auf.

Vom Ruhestandssport zum Trend: Langlauf ist wieder in Mode

Langlaufen ist das neue Freeriden. Seit Jahren erlebt der einst verleumdete Ruhestandssport eine Renaissance. Jetzt, wo die Lifte in den Bergen aufgehört haben, verwandelt es sich in einen Boom. Ein Vorteil ist die kurze Reise. Langlaufloipen gibt es fast überall: im Sauerland und im Harz, im Thüringer Wald, im Schwarzwald und im Erzgebirge.

Aber das versprochene Land der Langläufer ist Bayern. Mehr als 850 Wanderwege schlängeln sich durch den Freistaat. Einige sind derzeit nicht gepflegt, andere wie die Grenzlandloipe in Balderschwang nur teilweise. Denn wenn Sie die gesamten wunderbaren 40 Kilometer laufen würden, würden Sie in Hittisau ankommen – und damit in Österreich, in einem fremden Land, das derzeit verboten ist.

Andere Langlaufloipen sind wunderbar präpariert, laut Online-Informationen für die jeweilige Region jedoch „geschlossen“ oder „nicht befahrbar“.

Individuelles Vergnügen statt Menschenmassen

In Oberammergau ist es entspannter. „Wir bemerken bereits, dass mehr los ist“, sagt Marc Schauberger. „Aber wir freuen uns über jeden, der kommt.“ Der 39-Jährige ist seit 1968 Vorstandsmitglied des Vereins, der jedes Jahr den König-Ludwig-Lauf organisiert.

Am ersten Februarwochenende wäre es wieder soweit: Rund 4.000 Ausdauersportler aus aller Welt wären zum Luggilauf gekommen – so die Oberammergauer. Aber im Moment kommt eine solche Massenzunahme natürlich nicht in Frage. Die größte beliebte Langlaufloipe in Deutschland wird abgesagt, aber nicht vollständig.

Bis Ende Februar kann sich jeder Langläufer mit seinem Smartphone auf sechs Schildern mit QR-Codes am Rande der Strecke anmelden. Wo genau Sie zwischen Oberammergau, Ettal und Linderhof hin und her fahren, liegt ganz bei Ihnen.

Winterfreuden mit Panoramablick

Sie gleiten an den Barocktürmen des Ettal-Klosters vorbei ins Graswang-Tal. Inmitten der rund 2000 Meter hohen Gipfel der Ammergauer Alpen entstehen schnell hochalpine Gefühle. Der Weg ist flach für Anfänger und die kurzen Abfahrten und Anstiege sind mit minimaler Erfahrung leicht zu bewältigen.

Ein kurzer Abstecher zur Dickelschwaigrunde kann problemlos eingebaut werden. Mit freiem Blick auf das Bergpanorama umrunden Sie die äußerst idyllische Gertrudis-Kapelle mit ihrer Zwiebelhaube, bevor Sie an glitzerndem Tiefschnee ins Tal gleiten. Der Weg endet am schmiedeeisernen Tor des Schlosses, wo Ludwig II. Angeblich lieber bleiben wollte.

Langlaufen im Graswang-Tal: Natur und Kultur vereint

Marc Schauberger nennt die Tour durch das Graswang-Tal einen „Spagat zwischen Natur und Kultur“. Es ist ein sehr angenehmer Balanceakt und zieht natürlich eine entsprechend große Anzahl von Langläufern an. Aber sie sind lose im Tal verteilt. Das Infektionsrisiko sollte minimal sein. Nur ein paar alte Platzhirsche scheinen sich über die Menge zu ärgern.

Die meisten Einheimischen verstehen die Stadtbewohner, die dem Lagerfieber und der Enge ihrer Wohnungen im Corona-Winter entkommen. Marc Schauberger sagt das ebenso wie Werner Schmidt, 59, Förster bei Ochsenkopf im Fichtelgebirge. Jahrelang wurde angekündigt, dass Wintersportler nicht immer in die Alpen gehen sollten, erklärt Schmidt. Und jetzt würden am Wochenende zu viele für ein paar Stunden kommen.

Volle Parkplätze sind das größte Problem

Das größte Problem sind auch hier die Autos. „Die Parkplätze sind voll, obwohl die beiden Seilbahnen zum Ochsenkopf geschlossen sind“, sagt Schmidt.

Die Lösung des Parkproblems wäre sehr einfach. Wie in Oberammergau halten Busse fast direkt an den Langlaufloipen. Diese sind seit 2001 zu einem Wegenetz am Ochsenkopf zusammengeführt. Jetzt können Sie auf dem unteren Ringweg 14,5 Kilometer um den gesamten Ochsenkopf laufen – bei genügend Schnee. Es hilft, dass der neue Weg in einer durchschnittlichen Höhe von 800 Metern verläuft. Sie gleiten sanft durch den wunderschönen Winterwald auf und ab.

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