
Erkältungswelle breitet sich in Sachsen aus
Leipzig. Die erste Erkältungswelle der neuen Saison breitet sich in Sachsen aus. In den Arztpraxen werden zunehmend Infektionen der Atemwege registriert. Auch eine weitere Omikron-Variante von Corona ist auf dem Vormarsch, allerdings noch auf einem niedrigen Niveau. Damit beginnen die Erkrankungen in diesem Jahr relativ zeitig.
„Die Konsultationen von Patienten wegen akuter respiratorischer Erkrankungen (die Atemwege betreffend, d. A.) sind deutlich angestiegen“, sagt Dr. Torben Ostendorf, der Vorsitzende des Sächsischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Der Allgemeinmediziner hat in Leipzig eine Praxis und bestätigt: „Dieser Vorbote des Herbstes sorgt auch in diesem Jahr für eine wachsende Zahl von Atemwegsinfekten, darunter mehr und mehr Covid-19-Fälle – wenn auch etwas früher, als gewohnt.“
Leipziger Kinderärztin: Erste Infektionswelle ist losgegangen
Steigende Erkrankungszahlen stellt ebenso Dr. Melanie Ahaus fest: „Die Atemwegsinfektionen häufen sich. Die erste Welle ist losgegangen“, sagt die Sprecherin des sächsischen Kinder- und Jugendärzteverbandes, die ebenfalls in Leipzig eine Praxis führt. Ein Grund könnte das wechselhafte Wetter der vergangenen beiden Wochen sein, so Althaus.
In vielen Fällen sind Schnupfen und Husten zwar recht schnell überstanden. Doch bei der Landesuntersuchungsanstalt für Gesundheits- und Veterinärwesen gehen auch mehr Meldungen zu schwerwiegenderen Infektionen ein. Das betrifft etwa Ansteckungen mit dem RS- und dem Adeno-Virus sowie mit Parainfluenza, wo die Werte jeweils über dem Vorjahresniveau liegen.
Köpping hält erneute Corona-Maßnahmen für unwahrscheinlich
Zudem sind zuletzt 298 neue Corona-Fälle binnen einer Woche erfasst worden. Auch hier ist die Tendenz steigend. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen, da es keine offiziellen Teststationen mehr gibt. In einer LVZ-Online-Umfrage gab etwa jeder Vierte der rund 2000 Teilnehmenden an, in seinem Umfeld wieder mehr Covid-19-Infektionen zu bemerken.
Laut Gesundheitsministerium gibt es momentan aber „keine Hinweise für eine sich ändernde Krankheitsschwere von Covid-19“. Staatliche Schutzmaßnahmen hält Sozialministerin Petra Köpping (SPD) deswegen für „aktuell unwahrscheinlich“. Dr. Thomas Grünewald, Infektiologe am Klinikum Chemnitz, rät bei Symptomen vorsorglich zu Selbsttests: „Die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassenen Tests erkennen auch die neuen Varianten.“
Hausärzte-Verbandschef: Sorge vorm nächsten halben Jahr
Mit Blick auf die bevorstehenden Erkältungswellen warnt der Allgemeinmediziner Ostendorf: „Auch wenn es keinen Grund zur Panik gibt, blicken wir durchaus besorgt auf das kommende halbe Jahr.“ Der vergangene Winter mit seiner frühen und sehr harten Infektionswelle habe „gerade die Hausarztpraxen wie auch die Kinderarztpraxen an den Rand des Möglichen gebracht“.
Der Leipziger Infektiologe Prof. Christoph Lübbert rät sogar, mit den Grippe-Impfungen in diesem Jahr früher zu beginnen. Deutschland müsse aufgrund der rasant steigenden Fallzahlen in Australien reagieren. Üblicherweise könne man das Infektionsgeschehen auf der Südhalbkugel auf die Nordhalbkugel spiegeln, so Lübbert.
Angepasster Corona-Impfstoff soll in dieser Woche kommen
Sowohl Köpping als auch Grünewald, der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission, werben insbesondere bei Risikogruppen und Senioren auch für eine Corona-Auffrischungsimpfung, wenn sie sich in den vergangenen Monaten nicht infiziert hatten. Die angepassten Vakzine sollen ab dieser Woche verfügbar sein.
„Die jetzt kommenden Impfstoffe zeigen eine gute Neutralisierung der aktuell zirkulierenden Viren“, erklärt Grünewald. Die Impfungen werden vor allem von Hausärzten durchgeführt.
Erhebliche Kritik gibt es allerdings an dem Hersteller Biontech: Abermals können keine Einzel-, sondern nur Sechsfach-Impfdosen bestellt werden. „Wir werden wieder im organisatorischen Chaos enden“, kritisiert der Hausärzte-Landesvorsitzende.
LVZ