Schkeuditz. Ralf Solbrig kann sich noch gut an Zeiten erinnern, als man kaputte Dinge versuchte zu reparieren, anstatt sie wegzuschmeißen und durch Neues zu ersetzen. Damals saßen auch noch fünf Mitarbeiter in der Werkstatt seiner Firma, anstatt nur einer. Doch der 59-Jährige hofft, dass der Reparaturbonus nicht nur die Menschen zu mehr Nachhaltigkeit ermuntert, sondern auch kleinen Betrieben hilft, weiter am Markt zu bestehen.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kann seit vergangener Woche in Sachsen bei Reparaturen defekter Haushaltsgeräte ein sogenannter Reparaturbonus eingesammelt werden. Dafür konnten sich Betriebe beim Umweltministerium registrieren. Als Solbrig davon erfuhr, musste der Rundfunkmechanikermeister nicht lange überlegen und hat sich sofort angemeldet. Neben ihm ist auch der Felix Engelhardt Service in Schkeuditz gelistet. „Ich wundere mich ein bisschen, dass in unserer Region nicht mehr mitmachen“, sagt Solbrig.
Seine Firma Electronic Solbrig gibt es in Schkeuditz bereits seit 1927, sie wurde von seinem Urgroßvater gegründet. „Meine Kinder sind somit die fünfte Generation im Familienunternehmen“, sagt er stolz. Der kleine Laden mit Werkstatt befindet sich in der Halleschen Straße 35. Hier wird nicht nur Heimelektronik verkauft, sondern ebenso repariert. Besonders häufig sind es Fernsehgeräte, die Solbrig und sein Mitarbeiter auf der Werkbank stehen haben oder SAT-Antennen, die den Außendienst beschäftigen.
„Früher, vor den 90ern, haben wir viel mehr repariert als heute. Die TV-Geräte hatten eine ganz andere Wertigkeit für die Leute.“ Das größte Problem sieht er heute im Online-Handel: Wenn die Instandhaltung eines Fernsehers zwischen 100 und 250 Euro kostet, würden viele lieber ein neues Gerät mit zweijähriger Garantie kaufen, sagt er.
So funktioniert der Reparaturbonus
Der Reparaturbonus ist ein Förderprogramm des Freistaates, welches der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung dient. Durch einen Zuschuss sollen Verbraucher und Verbraucherinnen in Sachsen zur Reparatur privater defekter Elektro- und Elektronikgeräte ermutigt werden. Der Bonus kann über das Förderportal der Sächsischen Aufbaubank (SAB) von Personen über 18 Jahre, die ihren Hauptwohnsitz in Sachsen haben, beantragt werden. Die defekten Elektrogeräte müssen zudem auf einer Liste der förderfähigen Geräte verzeichnet sein und dürfen nur bei registrierten Betrieben instand gesetzt werden. Der Bonus greift ab einem Betrag von 75 Euro. Die Förderung beträgt 50 Prozent des Rechnungsbetrags, jedoch maximal 200 Euro pro Reparatur. Gefördert werden bis zu zwei Reparaturen pro Person pro Kalenderjahr.
Ralf Solbrig hofft auf Neukunden durch Reparaturbonus
Das sei aber nicht nur schlecht für die Umwelt, wie Solbrig betont, sondern auch für kleine Betriebe wie seinen. „Wir sind doch fast ausgestorben durch MediaMarkt oder Amazon – die die Wegwerfgesellschaft immer weiter antreiben.“ Nur durch guten Service und seine treue Stammkundschaft könne die Firma weiter bestehen. Solbrig hofft aber, durch das Förderprogramm Neukunden für seinen kleinen Laden gewinnen zu können – diejenigen, die sonst lieber neu gekauft als repariert hätten. Das würde auch ohne viel Bürokratie ablaufen, sagt er: „Nach der Reparatur schreibe ich wie gewöhnlich eine Rechnung. Der Kunde muss dann erst mal regulär bezahlen, kann aber damit den Bonus bei der SAB beantragen.“
LVZ