
Wissenslücken sind unvermeidlich
Der Parteitag der Linken liegt gerade erst eine Woche zurück. Dabei ging es vor allem um ein Thema: Auslandseinsätze der Bundeswehr.
Und es war die neue Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow, die die Debatte anstieß, indem sie Blauhelmeinsätze unter dem Dach der Vereinten Nationen für machbar erklärte. In einem Interview wirkt dieselbe Hennig-Wellsow nun frappierend kenntnislos, als sie die schlichte Frage beantworten soll, was genau die Bundeswehr derzeit im Ausland eigentlich tut – und wo.
Das ist keine Petitesse.
Sicher, die 43-Jährige ist soeben erst von Erfurt nach Berlin gewechselt. In Thüringens Landeshauptstadt geht es beschaulich zu, bisweilen provinziell. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass es Hennig-Wellsow fortzog. Sie sucht die Herausforderung.
Wissenslücken sind unvermeidlich
Dabei sind Wissenslücken auch für länger dienende Parteivorsitzende unvermeidlich. Denn das Feld des Politischen ist riesig. Die Wissenslücken sollten sich aber auch bei einer neuen Vorsitzenden nicht ausgerechnet auf einem Feld auftun, das die Partei selbst zum Kampffeld erkoren hat.
Das wäre in etwa so, als würde Friedrich Merz nicht sagen können, was Bruttoinlandsprodukt bedeutet.
Auch wenn die Sache in vier Wochen vergessen sein dürfte: Hennig-Wellsow zahlt jetzt zu recht jenes Lehrgeld, das andere vormalige Landespolitiker in Berlin ebenfalls zahlten.
Lässigkeit ist gut – jedoch nicht an der falschen Stelle.
Schwarz-Weiß statt Grau
Der Fauxpas ist abgesehen davon symptomatisch für die ganze Partei. Denn sie schwadroniert zwar unentwegt über Kampfeinsätze der Bundeswehr. Die Linke nennt sich schließlich „Friedenspartei”. Freilich gibt es solche Kampfeinsätze streng genommen derzeit gar nicht.
Ja, die Linke lebt in Teilen davon, dass sie sich die Wirklichkeit zurecht biegt. Allein gegen das angebliche Schwarz (den Krieg) kann sie ihr Weiß (den Frieden) stellen.
Doch dazwischen ist wie stets viel Grau. Ziel sollte deshalb erst mal sein, die Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen.