
Der Mars zu Besuch in Potsdam
Der Mars fasziniert die Menschheit seit Jahrhunderten: Antike Hochkulturen benannten ihre Götter nach dem rötlich schimmernden Himmelskörper, später beflügelte unser Nachbarplanet die Fantasie von Science-Fiction-Autoren. Heute sind manche Forschende und Unternehmer von dem Gedanken ergriffen, den Mars zu besuchen, ihn vielleicht gar zu besiedeln.
Bis die ersten Menschen den Mars betreten, wird es wohl noch Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern. Dafür kommt der rote Planet an diesem Wochenende nach Potsdam – in die Nikolaikirche. Genauer gesagt, eine Miniaturversion, die, gemessen an irdischen Maßstäben, immer noch riesig ist: Rund sieben Meter Durchmesser misst die Installation des britischen Künstlers Luke Jerram. Das Kunstwerk „Mars“ ist bereits in mehreren deutschen Städten zu sehen gewesen. Potsdam ist die vorletzte Station.
„Mars“ ist eine von innen beleuchtete Kugel, die von außen mit Fotografien der Marsoberfläche bedruckt ist. Diese stammen von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Der Künstler hat die Fotos im Größenverhältnis eins zu einer Million auf der Kugeloberfläche angebracht. Die Betrachtenden erwartet eine detailgetreue Nachbildung des Planeten, die dann majestätisch in der Kirche schweben soll.
Zur Eröffnung am heutigen Samstag (16.9.) findet ab 17.30 Uhr eine Podiumsdiskussion statt. Über den „Traum vom Mars – Götter, Staub und Marsianer“, so der Name der Veranstaltung, sprechen Astrophysikerin Janine Fohlmeister, Oberstleutnant und Militärhistoriker Harald Potempa und Religionswissenschaftler Johann Hafner. „Wir wollen den Mars von allen Seiten betrachten – als Planeten, aber auch als Symbol“, sagt Ulrike Clausen vom Verein ProWissen. ProWissen setzt das Projekt in Potsdam um. Militärhistoriker Potempa beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Mars als Kriegssymbol. Der Planet galt nicht nur den alten Römern als Kriegsgott: „Noch im 19. Jahrhundert wurden Übungsflächen des Militärs als ‘Marsfeld’ bezeichnet“, so Potempa.
Der kleine Bruder der Erde
Der echte Mars hat einen Durchmesser von fast 6.800 Kilometern, damit ist er etwa halb so groß wie die Erde. Damit ist er der zweitkleinste Planet des Sonnensystems. Im Durchschnitt ist der Mars 228 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, je nachdem, an welcher Stelle seiner Umlaufbahn er sich befindet.
Der rote Planet hat einiges mit der Erde gemeinsam: Es gibt Berge und Täler, sogar große Eisflächen an den Polkappen. Forschende haben auch heftige Stürme und eine geologische Aktivität auf dem Planeten beobachtet: So soll der Mars die höchsten bislang bekannten Vulkane des Sonnensystems haben.
Auch Kindern und Jugendlichen wird etwas geboten: Das Mitmach-Museum Extavium bietet einen Mars-Rover-Workshop an. Hier geht es darum, welche Umweltbedingungen auf dem unwirtlichen Planeten herrschen und wie man einen marstauglichen Rover überhaupt bauen kann.
Ein Künstler, der Planeten baut
Künstler Luke Jerram scheint grundsätzlich ein Faible für Himmelskörper zu haben: Drei davon hat er bereits auf Reisen geschickt, den Mars eingeschlossen. Auch unseren Heimatplaneten hat der Künstler nachgebaut. Bis Ende März war die Installation „Gaia“ in der Dresdner Frauenkirche zu sehen: Eine ebenfalls rund sieben Meter große Kugel erfüllte mit blauem Schimmer die Barock-Kirche. „Gaia“ erwies sich als Publikumsmagnet: Rund 150.000 Besucher zählte die Stiftung Frauenkirche.
Schon 2002 schuf Jerram „Tide“, eine Installation, die zeigen sollte, wie sich die Gravitation des Mondes auf die Erde auswirkt. Dem grauen Erdbegleiter widmete Jerram noch ein weiteres Werk: 2016 zeigte er auf der „Bristol International Balloon Fiesta“ die Installation „Museum of the Moon“. Das war die Blaupause für „Gaia“ und „Mars“: Auch hier handelte sich um eine riesige Kugel, bedruckt mit Nasa-Fotos. Doch die Freude über den Mond währte nicht lange, da starker Wind ihn zum Platzen brachte.
Die Gefahr dürfte in der Nikolaikirche nicht bestehen. Am Freitag wurde der riesige Mini-Planet aufgebaut. Es soll sogar noch etwas niedriger hängen, als in anderen Städten, hieß es. Die Installation ist bis zum 28. September zu den Öffnungszeiten der Nikolaikriche zu sehen, Montag bis Samstag von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr und Sonntag ab 11 Uhr. Danach reist der rote Planet weiter nach Bielefeld.