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Besorgniserregender Anstieg von Alkoholunfällen mit Personenschaden in Sachsen: Experten fordern Null-Promille-Grenze am Steuer

Alkoholunfälle mit Personenschaden in Sachsen steigen weiter an

Die Zahl der Alkoholunfälle mit Personenschaden ist 2022 in Sachsen auf den höchsten Stand der letzten acht Jahre gestiegen. Und auch in diesem Jahr scheint sich dieser besorgniserregende Trend fortzusetzen. Immer öfter sind Autofahrer mit hohen Alkoholpegeln im Straßenverkehr unterwegs. MDR SACHSEN hat diesbezüglich mit dem Suchtmediziner Dr. Peter Grampp vom Klinikum St. Georg in Wermsdorf gesprochen, der sich klar für eine Null-Promille-Grenze am Steuer ausspricht.

Laut Dr. Grampp kann ein normaler Bürger, der wenig Alkohol gewohnt ist, nicht mehr mit Promille-Mengen als drei oder mehr als vier Auto fahren. Personen, die trotz hoher Alkoholpegel noch in der Lage sind, das Auto zu steuern, sind in der Regel regelmäßige und Vieltrinker. Dies liegt daran, dass sich das Gehirn allmählich an die Alkoholmengen gewöhnt, sodass Pegel-Trinker höhere Promille-Werte vertragen können.

Dr. Grampp berichtet von einem Vorfall, bei dem eine Person mit fast fünf Promille mit einem Trabi ankam und nur darum bat, dass jemand sein Auto einparkt. Als Beispiel führt er einen durchschnittlichen Mann mit einer Körpergröße von 1,80 Metern und einem Gewicht von 80 Kilogramm an. Um einen Alkoholpegel von mehr als drei Promille zu erreichen, wäre es nahezu unmöglich, dies nur mit Bier zu schaffen. In der Regel ist auch hochprozentiger Alkohol im Spiel.

Frauen sind aufgrund der langsameren Verstoffwechselung von Alkohol im Körper etwas stärker gefährdet, einen hohen Alkoholpegel zu erreichen. Dennoch können auch Frauen, die regelmäßig und viel trinken, große Mengen Alkohol konsumieren, ohne schwere neurologische Ausfälle zu haben.

Die Schuldfähigkeit bei Unfällen, die von Betrunkenen verursacht werden, wird ab einem Alkoholpegel von über 2,5 Promille erheblich eingeschränkt. Ab drei Promille wird sogar die Aufhebung der Schuldfähigkeit diskutiert. Es ist jedoch wichtig, dass diese klinisch nachgewiesen wird. Bei Personen, die über Jahre hinweg große Mengen Alkohol konsumieren, muss die Empfindlichkeit für Alkohol hoch angepasst werden. Darüber hinaus kann das Gericht die Schuld bereits vorwegnehmen, wenn der Betrunkene trotz Kenntnis um den Alkoholkonsum Auto fährt.

Selbst Polizisten sind in Sachsen als betrunkene Autofahrer aufgefallen. Dr. Grampp erklärt dies damit, dass auch bei der Polizei menschliche Schwächen vorhanden sind und der Lustcharakter in solchen Berufen manchmal an erster Stelle steht.

In den letzten Jahren ist die Zahl der Alkohol-Unfälle von Autofahrern im Straßenverkehr wieder angestiegen. Dies spiegelt sich auch in der Klinik von Dr. Grampp wider. Die Alkoholgrade der Patienten, die dort aufgenommen werden, sind deutlich gestiegen. Täglich werden zwei bis drei Fälle von schweren Alkoholvergiftungen behandelt. Diese Entwicklung verursacht nicht nur Stress für das Personal, sondern auch hohe Kosten, die letztendlich von der Solidargemeinschaft getragen werden.

Die Behandlung solcher Patienten hängt von ihrer Dauer in der Klinik ab. Eine Entzugstherapie wird angestrebt, um langfristige Abstinenz zu fördern. Die Betroffenen erhalten Unterstützung, um ihre Abhängigkeit zu überwinden. Eine Rehabilitationsbehandlung ist in vielen Fällen erforderlich, um langfristige Erfolge zu erzielen.

Dr. Grampp befürwortet eine Null-Promille-Grenze, da er der Ansicht ist, dass viele Menschen mit den Alkoholwerten spielen und versuchen, knapp unter der Grenze von 0,5 Promille zu bleiben. Er kennt genug Leute, die auch bei diesem Wert nicht mehr sicher Auto fahren können. Daher ist er ein großer Verfechter des Nicht-Trinkens am Steuer.

Die aktuellen Zahlen von Alkoholunfällen mit Personenschaden in Sachsen sind alarmierend. Es zeigt sich, dass die Probleme mit Alkohol weiterhin bestehen und die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt. Es bleibt zu hoffen, dass Aufklärungskampagnen und strengere Maßnahmen dazu beitragen werden, diese Entwicklung umzukehren und die Straßen sicherer zu machen.

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