
300 Jahre Thomanerchor: Bachs Amtsantritt in Leipzig
Auch nach 300 Jahren erinnert Leipzig an den Amtsantritt von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor. Der berühmte Komponist übernahm das Amt im Jahr 1723 und prägte damit die Geschichte des Thomanerchors und der Stadt Leipzig.
Eine schwierige Anfangszeit für Bach
Bei seiner ersten Probe mit dem Thomanerchor äußerte Bach seine Bedenken und kritisierte die mangelnde Gesangsqualität der Jungen. Damals bestand der Chor aus 55 Mitgliedern, von denen nur etwa 30 gut singen konnten. Die Missstimmung zwischen Bach und den Leipziger Ratsherren war deutlich spürbar. Ursprünglich hatten die Ratsherren den Komponisten Georg Philipp Telemann als neuen Kantor gewinnen wollen, aber dieser lehnte ab. So mussten sie sich mit Bach begnügen, der sich über die vielen Aufgaben und das angeblich geringe Gehalt beklagte.
Die Tradition des Thomanerchors
Der Thomanerchor besteht bereits seit fast 500 Jahren. Die Thomaskirche, die Thomasschule und der Thomanerchor prägen das kulturelle Leben in Leipzig. Wenn Bach nicht nach Leipzig gekommen und dort geblieben wäre, wäre die Geschichte der Thomaner heute vielleicht eine andere. Auch Felix Mendelssohn Bartholdy, der spätere Gewandhauskapellmeister, war stark von Bach beeinflusst und prägte die Musikgeschichte in Leipzig.
Jubiläumsfeierlichkeiten
Das 300-jährige Jubiläum von Bachs Amtsantritt wird mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert. Neben Konzerten finden drei Sonderausstellungen im Bach-Museum statt. Außerdem gibt es einen digitalen „Bach Parcours“ im Alten Rathaus, der Besucher durch die Dauerausstellung führt und Einblicke in das Leben und Werk von Bach ermöglicht. Dabei werden auch die Konflikte und Streitigkeiten zwischen Bach und der Stadt Leipzig nicht verschwiegen. An 19 Stationen werden einzigartige Objekte präsentiert, die von der Geschichte des Komponisten erzählen.
Das Denkmal auf dem Thomaskirchhof
Bach selbst beobachtet das Jubiläum von seinem Denkmal auf dem Thomaskirchhof aus. Dieser Platz ist eine touristische Attraktion, die auch von japanischen Besuchern auf ihrer Europa-Tour besucht wird. Vom Denkmal aus kann man verschiedene Orte entdecken, die mit Bach in Verbindung stehen, wie den Thomas-Shop, das Bach-Museum und gemütliche Cafés. Bachs eigenes Wohnhaus existiert zwar nicht mehr, aber das Denkmal ist ein beliebter Ort für ein Foto mit dem berühmten Komponisten.
Die Bronzestatue von Carl Ludwig Seffner
Die 1908 enthüllte Bronzestatue auf dem Thomaskirchhof wurde von dem Leipziger Bildhauer Carl Ludwig Seffner entworfen. Es gab damals Diskussionen über den Standort der Statue, aber letztendlich wurde sie an ihrem jetzigen Platz aufgestellt. Die Statue ist 2,45 Meter hoch und zeigt Bach mit einer Rolle Notenpapier in der Hand. Um Bach so originalgetreu wie möglich darzustellen, orientierte sich Seffner an einem Gemälde von Bach, das im Alten Rathaus ausgestellt ist. Die genaue Statur von Bach ist jedoch unbekannt, daher basiert die Statue auf Vermessungen der Knochen, die einige Jahre zuvor in der Johanniskirche entdeckt wurden.
Der weltberühmte Thomanerchor
Der Thomanerchor hat sich seit Bachs Amtszeit zu einem weltberühmten Chor entwickelt. Aktuell besteht er aus 93 Jungen und Männern. Der Chor hat einen vollen Konzertkalender und gibt regelmäßig Auftritte. Seit Juni 2023 werden Bachs Kantaten im Rahmen eines Gottesdienstes am jeweiligen Sonntag im Kirchenjahr in der Thomas- und Nikolaikirche aufgeführt.
Das Jubiläum von Bachs Amtsantritt ist eine große Feierlichkeit in Leipzig und ein Grund, die bedeutsame Geschichte des Thomanerchors zu würdigen.